(Ab-)Arbeiten an der Kirche von morgen
Wie Pastoralreferent:innen wider besseres Wissen Sterbebegleitung für Bistümer leisten müssen
Laut der Deutschen Bischofskonferenz gibt es aktuell über 3000 Pastoralreferent:innen, die in Gemeinden, aber auch regionalen und diözesanen Bereichen in Bildung, Verwaltung, Seelsorge, aber auch generell in Gesellschaft, in karitativen oder sozialen Angeboten und Einrichtungen eingesetzt werden (vgl. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 2024, 83). Durch diese vielfältigen Einsatzfelder haben Pastoralreferent:innen im Austausch innerhalb ihrer Berufsgruppe einen weiten Einblick über kircheninterne Realitäten, aber auch über die gesellschaftliche Wahrnehmung von Kirche und darüber hinaus. Trotzdem wird ihre Expertise oft nicht ernst genommen, da ihnen die für die Hierarchie notwendige Voraussetzung fehlt: Sie sind nicht geweiht und werden folglich oft in die Rolle der ewigen Hilfskraft gedrängt.
Die besondere Expertise der Pastoralreferent:innen
Neben dem Privileg, für das Leben der eigenen Taufberufung auch noch Gehalt zu bekommen, zeichnen sie sich wie keine andere Berufsgruppe durch das theologische Vollstudium aus. Spätberufene Priester werden nämlich nicht zwangsläufig in dieser theologischen Fülle ausgebildet. Der Einsatz der Pastoralreferent:innen ist in der pastoralen Praxis zwar durch die fehlenden Weiheprivilegien eingeschränkt, dennoch arbeiten sie als Seelsorgende mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen (von Taufvorbereitung und der Betreuung von Jugendfreizeiten oder Bistumsstrukturprozessen über Trauerbegleitung bis hin zu explorativer Seelsorge …).
Charakteristisch ist, dass keine potentielle, aus der Weihe resultierende „Berührungsangst” zu ihnen besteht. Insbesondere bei eher kirchenfernen Menschen kann das den Zugang zu kirchlichen Angeboten erleichtern.
Die mittlerweile seit über 50 Jahren bestehende Berufsgruppe der Pastoralreferent:innen zeichnet in sich ein Bild von Kirche ab. In ihr zeigen sich unterschiedliche Gruppen von Gläubigen, die auch in der sonstigen Struktur von Kirche zu bemerken sind:
Einige Pastoralreferent:innen sind komplett zufrieden in der Nische von Kirche, die sie erleben und gestalten dürfen.
Manche sind komplett zerrissen, weil sie doch eigentlich aus moralischen Gründen schon längst aus der Kirche hätten austreten sollen, aber sich dennoch emotional gebunden fühlen.
Während die einen komplett be-geist-ert die Priester bei allem unterstützen, was ansteht, ohne sich kirchenpolitisch auch nur zu interessieren, sind wieder andere fast schon naiv in der andauernden Hoffnung auf die „ecclesia semper reformanda“. Sie haben eine wohlmeinende Perspektive auf jede noch so kleine Veränderung der Institution.
Selbstverständlich gibt es auch die ewigen Kritiker:innen mit dem festen Bewusstsein dafür, dass Jesus diese Kirche ganz anders gemeint hat, als sie sich heute zeigt – beziehungsweise wie die Bischöfe sie heute leben lassen. Sie nutzen ihr theologisches Wissen, um dies zu belegen, und geben gern Kontra.
Die Berufsgruppe der Pastoralreferent:innen vereint alle diese Gruppen von Menschen mit internem Wissen zur Institution.
In den der Institution innenliegenden Hierarchien bekommen Pastoralreferent:innen einen Aufgabenbereich zugeteilt, in dessen Rahmen freier Gestaltungsraum besteht. Ihnen wird zum Beispiel die Firmvorbereitung einer Pfarrei oder die Seelsorge eines bestimmten Krankenhauses übertragen, jedoch sind sie dabei immer einem dienstvorgesetzten Priester zugeordnet.
Eine Bestandsaufnahme: Das Ziel ist im Weg
Die katholische Kirche in Deutschland ist nicht erst seit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle mit eklatanten Veränderungen konfrontiert: Die andauernde Säkularisierung und der unter anderem damit verbundene Einflussverlust der Kirche führen in Verbindung mit all den kirchlichen und auch weltlichen Krisen der letzten Jahre in eine schwierige Situation. Nicht nur die hohen Zahlen von Kirchenaustritten, in Verbindung mit immer weniger Personal, verunsichern die Gläubigen, sondern auch Spätfolgen der Pandemie, der (globalen) Politik inklusive Rechtsruck und auch die (u. a.) psychischen Folgen der Corona-Pandemie beeinflussen bis heute. Zudem hat die Selbstverständlichkeit des (kirchlichen) Ehrenamts abgenommen, u. a., weil viele ein besseres Bewusstsein für ihre persönlichen Ressourcen zeigen.
In der Logik eines Systems ist das Festhalten am Altbewährten bei Unsicherheit am naheliegendsten. So hält auch die katholische Kirche in Deutschland am bewährten Programm fest. Für die Bistümer bedeutet das eine Versteifung auf das Gemeindemodell unter gleichzeitiger Vergrößerung der pastoralen Organisationseinheiten („Großpfarreien”). Die kirchlichen Mitarbeiter:innen – egal, ob Priester, Gemeindereferent:innen, Diakone oder Pastoralreferent:innen – sind folglich meist an mehreren (Kirch‑)Orten eingesetzt, was nicht nur hohe Fahrzeiten bedeutet, sondern auch den konkreten Kontakt zu den Menschen erschwert. Weniger pastorale Arbeit ist möglich und das Aufrechterhalten der alten Strukturen ohne ausreichende Ehrenamtliche bindet immer mehr hauptamtliche Kapazitäten. Innovationen werden verunmöglicht und zugleich kann nicht adäquat auf die sich verändernde Gemeindestruktur eingegangen werden. Professionalität in dieser Hinsicht ist zeitlich kaum drin. Viele Pastoralreferent:innen berichten, dass das Bestärken der Ehrenamtlichen eine größere Rolle bekommen sollte. Ihnen die Hürden von Bürokratie so gering wie möglich zu machen und beispielsweise ihre spirituelle Selbstbestimmung zu stärken, wäre wünschenswert, ist aber nebenbei utopisch.
Zusätzlich hat sich die Arbeit in vielerlei Hinsicht professionalisiert: Datenschutz, Erinnerungsnachrichten für Gruppen und Kreise, digitale Erreichbarkeiten oder Präventionsschulungen sind beispielsweise selbstverständlich – Gott sei Dank! Allerdings kostet dies Zeit. Die Qualität der Arbeit darf nicht unter den Strukturen leiden. Ein andauernder Widerspruch von Arbeitszeit und Anspruch ist vorprogrammiert. Die Rückführung der pastoralen Arbeit in die scheinbar heile Welt des katholischen Milieus gelingt folglich nicht. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, aber auch der Gläubigen leidet darunter. Folglich könnte postuliert werden: Das Ziel ist im Weg! Gemeinde lebt vom gemeinschaftlichen Miteinander, was in den Großstrukturen nicht oder nur ansatzweise gelingt.
Für die Berufsgruppe der Pastoralreferent:innen ist jedoch positiv anzumerken, dass in einigen Bistümern ihre Kompetenz für die Leitung von Großpfarreien genutzt wird. Leider liegt hinter diesem Phänomen kein Akt der Überzeugung, sondern das Prinzip der Notlösung: Wenn ein Priester da wäre, der die notwendige Leitungskompetenz und ‑kapazität mitbringen würde, wäre er nach wie vor die erste Wahl.
Reaktionen auf die sich verändernde Situation
Der Berufsverband der Pastoralreferent:innen Deutschland (BVPR) bemerkte in den letzten Jahren aufgrund der zunehmenden gesellschaftlichen Radikalisierungen und auch wegen der überaus engagierten Delegierten auf dem Synodalen Weg eine Notwendigkeit der (kirchen‑)politischen Positionierung. Seitdem zeigen sich der Verband und auch viele der Pastoralreferent:innen selbstverständlicher in ihren Überzeugungen und Werten sowie mit ihrer professionellen Expertise. Unter Umständen kann das anecken, wenn aufgrund der zunehmend komplexer werdenden Welt keine denkenden und weiterentwickelnden Mitarbeitenden gewünscht werden, sondern „Ja‑und‑Amen‑Sagende“ leichter zu leiten sind.
Selbst wenn Pastoralreferent:innen in Bistümern arbeiten, deren Bischöfe ihre individuellen Entwicklungsräume nutzen, ist die Berufszufriedenheit aufgrund der weltkirchlichen Lage nicht zwangsläufig gegeben. Viele kirchliche Entwicklungsprozesse werden bis heute in Rom ausgebremst (wie beispielsweise an der Frauenfrage bei der Weltsynode im Vergleich zum Synodalen Weg in Deutschland deutlich geworden ist).
Umso bemerkenswerter ist an dieser Stelle, dass die Pastoralreferent:innen sich mittlerweile auch global vernetzen und damit auch weltkirchliche Belange aus der Perspektive von hauptamtlichen Lai:innen aus unterschiedlichen Kontinenten vertiefen. Parallel zur Weltbischofssynode fand ein erstes Treffen der lay ministers [nicht ordinierte Dienste; Anm. d. Red.] statt, das global nicht nur das professionelle Arbeiten der pastoralen Lai:innen belegte, sondern auch die geballte Expertise offen legte. Das Wissen ist da, Ansprüche wurden formuliert, nun müsste dies auch weltkirchlich durch die entsprechenden Entscheidungsträger mit Macht genutzt werden. Aktuell werden die lay ministers zu weltkirchlichen Versammlungen aufgrund der fehlenden Weihe jedoch nicht bedacht und demnach auch nicht eingeladen. Was für eine Verschwendung!
Wahrnehmbare Tendenzen der Kirche im Krisenmodus
Krisenmodus ist in der Kirche schon seit mehreren Jahren der Normalfall. Dennoch war die Corona-Pandemie ein einschneidendes Erlebnis, was bis heute nicht ausreichend reflektiert worden ist. Aus der Hauptamtlichen-Perspektive zeigten sich in ihr allerdings verschiedene Charismen im Umgang mit Unvorhergesehenem: Während die einen sich über freie Zeit freuten und andere überfällige Büroarbeiten erledigten, wurden wieder andere kreativ und setzten neue Formate um, beispielsweise digital. Obwohl schon seit 1963 mit dem Dekret Inter Mirifica des Zweiten Vatikanischen Konzils die Notwendigkeit von digitalen Angeboten angemerkt und in gewisser Hinsicht auch eingefordert wurde, hat erst die Pandemie zu einem neuen Aufschwung der digitalen Verkündigung beigetragen: Die Kirche hält „es für ihre Pflicht, die Heilsbotschaft auch mit Hilfe der sozialen Kommunikationsmittel zu verkünden“ (IM 3).
Um Menschen nicht mit der Sehnsucht nach einer spürbar anwesenden Gemeinschaft allein zu lassen, wurden (nicht nur) im Erzbistum Berlin neue Wege beschritten und beispielsweise Online-Gottesdienste verschiedener Formate entwickelt. Das beliebteste Format, die WhatsApp‑Gottesdienste, gibt es bis heute – inklusive dem eigentlich so offensichtlichen Lerneffekt: Gottesdienste müssen Erfahrung sein, nicht nur Beschallung!
Der digitale Raum weitet sich live ins Analoge und die Menschen öffnen sich selbst einen Weg, Gott für sich und in der Welt zu entdecken. Kann Kirche sich in Zukunft denn erlauben, auf derartige Umstände zu warten? Wie kann schon jetzt Raum gegeben werden, um längst schon überfällige Pläne umzusetzen?
Ausbildung ins Nirgendwo?
In vielen Bistümern werden aktuell die Ausbildungsordnungen aller pastoralen Berufsgruppen an die unklare Zukunftssituation angepasst. Der BVPR nimmt dabei besonders wahr, wie umfangreich die Anforderungen an die pastoralen Berufe in der heutigen Zeit sind. Die Ausbildungsordnungen der einzelnen Bistümer werden aktuell meist berufsgruppenübergreifend umgeschrieben. Die Tendenz innerhalb dieser Prozesse scheint die Ausbildung zu eierlegenden Wollmilchsäuen für die Pastoral zu sein. Wenn das Bistum sich nicht dazu positioniert, in welche Richtung es sich entwickeln wird, muss die Ausbildung schließlich so weit gefächert wie möglich sein.
Deutlich wird, dass jegliche Profilierung, die früher insbesondere bei den Pastoralreferent:innen selbstverständlich war, vermieden wird. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Berufszufriedenheit aus, da viele Pastoralreferent:innen auch nach der Ausbildung nicht mehr ihrer Qualifikation oder ihren Charismen entsprechend eingesetzt werden. Sie arbeiten dann nur noch an den Stellen, die in der Logik des Bistums am relevantesten sind. Leider geht die Wahrnehmung der tatsächlichen Relevanz an dieser Stelle weit auseinander. Oft priorisieren die Bistümer diejenigen, die sich noch in den Gemeinden finden lassen, und versuchen sie mit der Aufrechterhaltung des Status quo zufrieden zu stimmen. Viel wichtiger wäre es jedoch, die wenigen, die sich heute noch in Gemeinden beheimatet fühlen, zu Eigenständigkeit zu befähigen. Sie sollten dazu bestärkt und ausgebildet werden, sich das am gemeinsamen Glauben zu bewahren, was ihnen wichtig ist. Zugleich hätten die Pastoralreferent:innen dann wiederum Kapazitäten, um zum Beispiel neue Zugänge zum gemeinsamen Glauben aufzutun, neue gesellschaftliche Anknüpfungspunkte für die Kirche herauszuarbeiten, neue politische Einflussgebiete zu nutzen oder auch den Rückbau der uns gewohnten kirchlichen Strukturen professionell zu begleiten – selbst wenn das die Existenz der eigenen Berufsgruppe beinhaltet. Nichts wird in der deutschen Kirche in Zukunft so wichtig sein wie die Stärkung des Ehrenamts, in Form von Selbstermächtigung, aber auch in der Unterstützung der persönlichen Glaubensarbeit, beispielsweise in Anlehnung an die individuelle Taufberufung aller.
Das Einzige, was in so klaren Umbruchszeiten Teil aller Ausbildungsprogramme sein sollte, ist demnach wohl die Vertiefung der Ambiguitätstoleranz … Vermutlich fällt es den Pastoralreferent:innen leichter, ihre Macht als Hauptamtliche letztlich abzugeben, da sie innerhalb der klerikalen Strukturen kaum welche zu verlieren haben.
Notwendige Anpassungen an die komplexe Welt: Nieder mit der Macht!
Auch nach 15 Jahren Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche, trotz systemischer Missbrauchsstudien und Synodalem Weg, ist bis heute in kaum einem Bistum ein umfassend reflektierter Umgang mit den Machtstrukturen der Kirche zu bemerken. Egal, ob im Bereich der Leitungsverantwortung mit intransparenten Strukturen oder im nach wie vor überhöhten Priesterbild: Nicht nur Missbrauchsstrukturen werden begünstigt, sondern auch andere Formen des Machtmissbrauchs zeigen sich im klerikalen System (zum Beispiel fehlende Bereitschaft, Fehler einzugestehen oder Verantwortung zu übernehmen). Theologische Reduzierungen auf Leitung als Dienst verkennen diese Problematik zusätzlich. Nicht nur in der Liturgie zeigt sich unverändert Macht durch die überwiegende Gottesdienstleitung durch Priester. Alte glorifizierende Muster in Bezug zum Priesterbild halten sich bei vielen Gläubigen bis heute. Der daraus resultierende Personenkult, der systemisch noch begünstigt wird, ist nach wie vor nicht aufgearbeitet.
Auch die Unterscheidung von Haupt- und Ehrenamt ist Teil dieses Systemfehlers. Daran festzuhalten, bis sich die Institution Kirche selbst abgeschafft hat, ist gefährlich und – offen gestanden – naiv.
Selbstverständlich ist ein sich so auf Tradition berufendes Unternehmen wie die katholische Kirche in Deutschland nicht komplett ohne Macht zu organisieren. Dennoch ist es überfällig, Macht zu reflektieren und damit auch ihren Missbrauch offenlegen zu können. Die Praxis zeigt jedoch Gegensätzliches. Oft sind die konkreten Entscheidungsräume von nicht‑geweihten Menschen sehr gering, wenn überhaupt existent. Wer nichts entscheiden darf, hat folglich auch keine Macht. Wer ganz klar Macht hat, muss auch Verantwortung übernehmen und bestenfalls die Strukturen so umbauen, dass ein potentieller Machtmissbrauch leicht angezeigt werden kann und Leitungsversagen auch öffentlich als solches benannt wird. Auf die Expertise von Nicht-Geweihten zurückzugreifen, könnte schon helfen, um Wahrnehmungslücken in gegenseitiger Achtung anmerken zu können.
Für den Umstrukturierungsprozess wäre außerdem lohnenswert, auf multiprofessionelle Teams zurückzugreifen, ohne sich von der andersartigen Expertise bedroht zu fühlen. Selbstverständlich ist, dass Hilfe von allen, egal ob im Haupt- oder Ehrenamt mit oder ohne theologische Qualifikation, unter den aktuellen Bedingungen notwendig ist oder bald schon werden wird. Nur gemeinsam kann eine Kirche mit Zukunft gestaltet werden.
Eine fundamentale Haltungsänderung ist folglich essentiell. Wichtig dabei wäre allerdings, dass diese Hilfe nicht verkannt oder herabgewürdigt wird, wie es in der patriarchalen Struktur in der Kirche leider Tradition ist: Obwohl Gen 2,18 klar formuliert: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist“, wurde über Jahrhunderte hinweg die עֵזֶר כְּנֶגְדּוֹ (ezer kenegdo) als ordnungsgebendes Prinzip gedeutet. Die Frau habe sich dem Mann unterzuordnen. Heute ist jedoch theologisch selbstverständlich, dass es bei der Frau viel mehr um eine ergänzende Stütze geht, die den Mann lebensrettend unterstützt – im gleichen Maße, wie Gott es für den Menschen tut. Warum berufen wir uns aber weiter auf Strukturen der Unterordnung, egal, ob klerikal oder patriarchal? Sollte nicht viel mehr die gegenseitige Unterstützung und Hilfe gefördert werden, da allein sie lebensrettend wirken kann?
Neue Formen der Verbundenheit
In der Kirche wird sich vieles ändern, vielleicht sogar die Institution selbst ihre Strukturen abbauen, aufweichen und sich auf ihre Kernthemen besinnen. Wie eine pastorale Zukunft unter diesen Voraussetzungen aussehen wird, kann nur gemeinsam entdeckt werden. Selbstverständlich sollte dabei jedoch sein, dass wir nicht immer wieder die gleichen Fehler machen sollten, beispielsweise in Bezug zu Macht.
Viel mehr Wert ließe sich aus den eigenen Wurzeln ziehen. Beispielsweise das Prinzip der Hauskirche könnte einen neuen Aufwind bekommen: Ohne große Hürde treffen sich einzelne Gläubige in kleinen Gemeinschaften zu Hause, um sich intensiv über Glaubensthemen auszutauschen. Bestenfalls findet dies in einem geselligen Rahmen statt, der Halt schenkt und Jesus spürbar einen Teil der Gemeinschaft werden lässt. Derartige Angebote zu unterstützen und zugleich auch den Mut zu haben, die „Das‑war‑schon‑immer‑so‑Projekte“, für die eigentlich niemand mehr Muße oder Kapazitäten hat, begleitet sterben zu lassen, ist keine leichte Aufgabe, aber notwendig.
Irgendwo müssen wir anfangen. Wie schön wäre es, wenn der Gestaltungsrahmen von Pastoralreferent:innen, aber auch von allen anderen Gläubigen so gesteckt ist, dass Kirche für alle ein Raum des persönlichen Ausprobierens und nicht der ständigen Kritik an klerikalen Strukturen ist. Das wäre auch eine Kirche, die sich aus Inhalten und nicht aus Machtstrukturen heraus zusammensetzt.