Kirche ohne Priester?
Wie Jungpriester ticken und was das für morgen bedeutet
Es ist kein Geheimnis, dass die Zahl der Priester in Deutschland schrumpft. Angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen klingt das zunächst nicht allzu dramatisch. Doch tatsächlich geht der Rückgang der Priester weitaus rasanter vonstatten als der Mitgliederschwund. So kamen 2010 auf einen Weltpriester noch etwa 2000 Katholik:innen; 2021 waren es bereits rund 2300 (vgl. Frerk 2023). Auch die Zahl der Neupriester erreicht jedes Jahr neue Tiefstände. Ende der 1980er-Jahre gab es in Deutschland knapp 300 Priesterweihen pro Jahr; im Jahr 2000 waren es noch 154 und 2023 nur noch 35 (vgl. Anzahl 2024). Schlagzeilen wie die Meldung, dass 2024 in den fränkischen Bistümern erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg keine einzige Priesterweihe stattfand (vgl. Erstmals 2024), gehören fast schon zum kirchlichen Alltag.
Man muss kein Mathematiker sein, um die bedrohliche Lage zu erkennen. Zur gleichen Zeit treten die Priester aus den „fetten“ Weihejahrgängen der 1970er‑ und 1980er-Jahre nach und nach in den Ruhestand. Dem stehen jährlich nur noch Nachwuchszahlen im niedrigen zweistelligen Bereich gegenüber – und selbst das wird es bald nicht mehr geben. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass sich der abnehmende Trend bei den Priesterweihen in absehbarer Zeit umkehren wird.
Angesichts dieser Entwicklung hat das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung (zap) im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz eine umfassende Studie zur Soziodemografie und Motivation von Priesterkandidaten in Deutschland durchgeführt. An der Befragung nahmen 153 Neupriester der Weihejahrgänge 2010 bis 2021 sowie 18 ehemalige Priesteramtskandidaten (die die Ausbildung abgebrochen haben) teil. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eindrücklich, wer die heutigen Jungpriester sind und wie sie sich ihre Arbeit in der Kirche vorstellen. Ausführliche Resultate der Untersuchung und Resonanzen dazu aus Forschung und Praxis sind im Sammelband „Wer wird Priester?“ (Sellmann/Katsuba 2024) veröffentlicht. In diesem Artikel soll es jedoch lediglich darum gehen, welche Konsequenzen sich aus den Befunden für das Arbeiten in der Kirche von morgen ergeben. Außerdem bietet dieser Beitrag eine sozialwissenschaftliche Perspektive ‚von außen‘ auf die Kirche, stellt empirische Befunde in den Mittelpunkt und blendet theologische Diskurse rund um das Priesteramt zunächst aus.
Weniger Priester – das Ende der Kleinpfarrei
Die erste Ableitung aus den genannten Fakten ist offensichtlich: Weniger Priester bedeuten, dass das vertraute Bild einer überschaubaren Kirchengemeinde unter der Leitung eines Pfarrers bald der Vergangenheit angehört. Nicht nur der Priestermangel, sondern auch knapper werdende finanzielle und personelle Ressourcen führen bereits dazu, dass Pfarreien zusammengelegt werden (vgl. Frerk 2017). Die verbleibenden Priester werden zwangsläufig weniger Seelsorger und weit mehr Manager sein müssen, die große territoriale Einheiten führen. Es sei denn, man entkoppelt priesterliche Aufgaben von Leitungsfunktionen – so wie es bei alternativen Leitungsmodellen, etwa im Bistum Aachen oder gemäß can. 517 § 2 CIC, vorgesehen ist.
Führungsrolle unerwünscht
Die oben beschriebene arithmetische Logik legt nahe, dass Priester automatisch zu Leitern großer Einheiten werden. Doch die Studie „Wer wird Priester?“ zeigt mit aller Deutlichkeit: Das wollen sie nicht. Die jungen Priester verstehen ihr Amt in erster Linie als geistliche Tätigkeit. Ihr Ideal ist nach wie vor die seelsorgliche Betreuung einer überschaubaren Gemeinde – genau darauf fühlen sie sich vorbereitet. Sie wollen keine Manager sein. Weder kirchliche Verwaltungsaufgaben noch Bereiche wie Öffentlichkeitsarbeit oder Medienarbeit gehören zu ihrem beruflichen Selbstverständnis.
Daraus ergibt sich ein deutlicher Auftrag an die Priesterausbildung: Sie muss die aktuelle und künftige organisatorische Realität der Kirche viel stärker berücksichtigen. Der geringe Priesternachwuchs sollte entsprechend ausgebildet und gezielt auf neue Aufgaben wie Teamleitung, Verwaltung und Kommunikation vorbereitet werden. Dies könnte vermutlich auch dazu beitragen, dass weniger Priester nach ihrer Weihe das Amt wieder frustriert verlassen. Denn durch eine realitätsnähere Ausbildung würde die Kluft zwischen den Erwartungen der Priesteramtskandidaten und der späteren Wirklichkeit weniger drastisch ausfallen.
Wer sind die Jungpriester?
Priester sind jedoch nicht bloß Sakramentenspender oder „leitende Angestellte“ der Kirche; sie sind vor allem Menschen – mit individuellen Prägungen, Weltanschauungen, Vorstellungen, Präferenzen und Werten. All das ist entscheidend, denn die Priester prägen maßgeblich das Bild der Kirche und beeinflussen die Arbeitskultur ihrer Teams. Die heute jungen Priester werden in den kommenden Jahrzehnten ebenjenes Bild und die Zusammenarbeit in der Kirche wesentlich mitbestimmen. Sie bringen ihre eigene Prägung und Weltanschauung in die Kirche ein. Damit beeinflussen sie sowohl die Art der Zusammenarbeit in ihren Teams als auch die Botschaft der Kirche nach außen und ihr gesellschaftliches Image.
Auffällig homogen ist zunächst das Profil dieser Jungpriester. So haben 93 % der Befragten keinen Migrationshintergrund, wurden fast ausnahmslos in Deutschland geboren und bereits als Säuglinge getauft. Sie stammen überwiegend aus traditionskatholischen, oft kinderreichen Familien, in denen Kirche und Glaube von klein auf eine sehr wichtige Rolle spielten. Entsprechend verlief auch ihre Sozialisation vorwiegend innerhalb der Kirche: Rund drei Viertel der jungen Priester waren Ministranten (Messdiener) und engagierten sich ehrenamtlich in ihren Heimatgemeinden. Bei über 90 % gehörten tägliches Gebet und regelmäßige Gottesdienstbesuche zum Alltag. In dieser kirchlichen Praxis erfuhren sie – nach eigener Aussage – auch ihre Berufung. Diese tiefe religiöse Verwurzelung spielte schließlich die entscheidende Rolle bei der Wahl ihres Lebensweges. Nur in ganz wenigen Fällen weicht ein Jungpriester von diesem Muster ab.
Kurzum: Ein junger Mann wird heute in Deutschland eigentlich nur Priester, wenn er in einer traditionell-katholischen, sehr religiösen Familie aufgewachsen ist und diese Prägung als Jugendlicher und junger Erwachsener vollständig in sein eigenes Leben übernommen hat. Vergleicht man dieses Bild mit dem eines durchschnittlichen jungen Mannes, wird deutlich, wie selten ein solcher „Priesterkandidat“ noch zu finden ist. Spätestens in den 1950er-Jahren entsprach das skizzierte Profil noch ungefähr der Mitte der Gesellschaft – seither ist es immer seltener geworden. Konkreter gesagt: Das „priesterproduzierende“ Milieu wird insgesamt immer kleiner und älter und ist zunehmend nur noch am konservativen Rand der Gesellschaft zu finden.
Genau dieses eher konservative Teilspektrum repräsentieren die heutigen Jungpriester, wie eine im Rahmen der Studie durchgeführte Milieuanalyse bestätigte. (Dabei handelt es sich um ein wissenschaftliches Instrument, um die Befragten bestimmten gesellschaftlichen Milieus zuzuordnen.) Zu den modern- und zukunftsorientierten Milieus – die aus generationeller Sicht eigentlich die Heimat dieser jungen Männer sein müssten – gehören hingegen nur knapp 10 % der Jungpriester. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung (aller Altersgruppen) zählen fast 22 % zu diesen Milieus.
Die empirische Studie befasst sich naturgemäß nicht mit der normativen Frage, wie die Priester von morgen sein sollten. Sie liefert keine Antwort darauf, ob Priester in einer zunehmend säkularen Gesellschaft deren Mitte repräsentieren können oder sollen – und ob die Gesellschaft überhaupt eine relevante Referenzgröße für die Priesterberufung sein darf. Ungeachtet dieser Fragen steht nun die Praxis im Vordergrund. Es geht darum, was jetzt getan werden kann – welcher Handlungsspielraum besteht, welche Optionen sich bieten (und welche Grenzen).
Dabei sind zunächst einige Fakten zu berücksichtigen:
- Demografischer Aderlass: Die Priesterausbildung schöpft heute aus einer demografisch nahezu ausgetrockneten Quelle, die in den kommenden Jahren vollständig versiegen wird. Ohne Gegenmaßnahmen rutschen die jährlichen Priesterweihen unweigerlich in den einstelligen Bereich ab.
- Milieueinseitigkeit: Die Priester, die „trotzdem“ noch geweiht werden, repräsentieren nur ein einziges gesellschaftliches Milieu. Das heißt: Sie machen die Kirche im Grunde nur für dieses Milieu verständlich und attraktiv. Damit wird der Status der Kirche als Randerscheinung oder Minderheitskirche nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in ihrem Denken und Handeln zementiert.
Kirche ohne Priester – oder Umsteuern?
Angesichts dieser Ausgangslage bleiben rein pragmatisch nur zwei Optionen:
- Kirche (fast) ohne Priester vorbereiten: Die erste und wahrscheinlichere Option besteht darin, sich organisatorisch, praktisch und theologisch auf eine Kirche „ohne Priester“ einzustellen. „Ohne“ heißt hier nicht, dass es gar keine Priester mehr gibt – aber, dass der Priester mittelfristig faktisch nicht mehr die zentrale Figur in der Gemeinde sein wird. Alternative Leitungsmodelle – also von qualifizierten Laien geführte Pfarreien – müssten dann zum Regelfall werden.
- Kurswechsel: die Basis der Berufungen verbreitern: Als Alternative zum oben beschriebenen Nullszenario (einem „Weiter-so“ ohne grundlegende Änderungen) käme ein Szenario des Umsteuerns in Betracht. Ziel wäre es, das demografische und milieuspezifische Spektrum der Priesterkandidaten deutlich zu erweitern und den Beruf für Männer aus weniger kirchlich geprägten Familien oder mit Migrationsgeschichte attraktiv zu machen.
Eine naheliegende Frage lautet nun: Wo nach neuen Priestern suchen? Anders gefragt: Wo ließen sich geeignete Kandidaten außerhalb des traditionellen Kernmilieus finden? Das oben geschilderte homogene Priesterprofil ist zwar korrekt, stellt aber auch eine Pauschalisierung dar. Zum einen unterscheiden sich selbstverständlich auch Priester individuell nach ihrer Biografie und Weltanschauung. Zum anderen prägt das soziale Milieu einen Menschen zwar enorm, verrät aber noch lange nicht alles darüber, wie jemand als Erwachsener tickt.
Um diese Fragen zu beleuchten, wurde im Rahmen der Studie mittels Clusteranalyse eine Typologie der Jungpriester erstellt. So ließen sich Gruppen von Gleichgesinnten identifizieren – Priestertypen, die ihren Beruf ähnlich verstehen, vergleichbare Quellen der Motivation haben, gemeinsame weltanschauliche Überzeugungen teilen und ihre Aufgaben in der Kirche auf ähnliche Weise begreifen. Die Analyse ergab drei deutlich unterscheidbare Priestertypen, die unter den Jungpriestern allerdings sehr ungleich verteilt sind:
- Typ 1: Motivationsmuster „Volkskirche“ (über 50 %):
Zum ersten Typ gehört über die Hälfte aller Jungpriester. Sie verstehen ihren Dienst vor allem als kirchliches Amt. Ihre Motivation ziehen sie in erster Linie aus dem Bewusstsein ihrer sakramentalen Berufung durch die Weihe und dem Sendungsauftrag durch den Bischof – unterstützt durch den Rückhalt von Priesterkollegen und der Pfarrhausgemeinschaft. Persönliche Glaubenserfahrungen oder menschliche Beziehungen (innerhalb wie außerhalb der Gemeinde) treten demgegenüber in den Hintergrund.
Die Priester dieses ersten Typs entsprechen völlig dem oben skizzierten konservativ-kirchlichen Sozialisierungsprofil: In ihren Herkunftsfamilien und Jugendjahren spielte die Kirche eine zentrale Rolle, was schließlich zur Entscheidung führte, Priester zu werden. Diese kirchentreue Grundhaltung tragen sie auch in ihr Amt hinein. Sie gehören nicht zu den Reformorientierten, noch weniger zu den Rebellen, die kirchliche Normen, Ordnungen oder Hierarchien hinterfragen würden. So stört sie z. B. das Zölibat kaum – nur 2 % von ihnen halten es persönlich für irrelevant – und sie sind auch keine Befürworter der Frauenordination (nur 16 % unterstützen sie).
Insgesamt kann diese größte Gruppe der Jungpriester als Garantin des kirchlichen Status quo gelten. Auch politisch liegen diese Priester einheitlich im gemäßigt konservativen Spektrum (zum Zeitpunkt der Erhebung präferierten 73 % von ihnen die CDU/CSU). - Typ 2: Motivationsmuster „Liturgie“ (rund 30 %):
Auch der zweite Typ ist klassisch-katholisch sozialisiert. Anders als Typ 1 verstehen diese Priester ihren Beruf jedoch weniger als pflichtbewusste Amtsausübung, sondern eher als persönliche spirituelle Praxis. Sie sind sogar noch intensiver religiös geprägt als Typ 1 und diese tiefe Frömmigkeit bleibt für sie wegweisend. Eigenes Gebet, persönlicher Glaube und das Wissen um ihre Berufung durch Gott bilden die Basis ihrer Motivation.
Organisationale und soziale Aspekte – etwa die Beziehung zu Gemeindemitgliedern, ein gut funktionierendes Pastoralteam oder der kollegiale Austausch mit Mitbrüdern – stehen für sie nicht im Mittelpunkt und sind noch deutlich weniger wichtig als für Typ 1 (der die kirchliche Organisation zumindest mit im Blick behält). Erst recht ist für diese zweite Gruppe die Übernahme von Führungsverantwortung in einer Großpfarrei keine erstrebenswerte Aufgabe, geschweige denn möchten sie proaktiv und innovativ leiten – schon die zunehmenden administrativen und kommunikativen Anforderungen können diese Priester schnell überfordern. Sie würden gerne für das spirituelle Profil der Kirche stehen, aber nicht für deren organisatorischen Wandel. - Typ 3: Motivationsmuster „Gemeinde“ (knapp 20 %):
Die Gestaltung des erwähnten Wandels ist hingegen dem dritten Priestertyp ein wichtiges Anliegen. Priester dieses Typs sind innerhalb des homogenen Gesamtbildes oft die Ausreißer, die näher an der gesellschaftlichen Mitte orientiert sind. Sie stammen meist aus gemäßigt religiösen Familien und stehen gesellschaftlichen Veränderungen offen gegenüber.
Politisch verorten sie sich eher in der Mitte oder leicht links davon (45 % gaben an, Bündnis 90/Die Grünen zu unterstützen). Anders als die beiden anderen Typen sind sie ausgesprochene Skeptiker gegenüber der kirchlichen Morallehre und Hierarchie. Viele von ihnen sehen das Zölibat kritisch – jeder Fünfte lebt es persönlich nicht. Knapp 90 % sind der Meinung, dass das Thema sexueller Missbrauch für die Kirche ein größeres Problem darstellt als für andere Institutionen. Und fast zwei Drittel sprechen sich für die Frauenordination aus.
Dieser dritte Typ stellt weltanschaulich zwar eine Herausforderung für den kirchlichen Status quo dar, bildet aber zugleich eine Brücke zur Gesellschaft. Denn anders als die Mehrheit ihrer Mitbrüder sind diese Priester keine Sonderlinge unter ihren Altersgenossen.
Diesen Priestern des dritten Typs geht es in ihrem Beruf weniger um die eigene Spiritualität und schon gar nicht um Loyalität gegenüber der Institution Kirche. Ihr Amt begreifen sie in erster Linie als Dienst am Menschen. Sie werden angetrieben von Beziehungen – sei es zu Gemeindemitgliedern, zu anderen pastoralen Mitarbeitenden oder innerhalb des Pastoralteams. Vor diesem Hintergrund wollen Priester dieses Typs in ihrer Arbeit sichtbare Erfolge erzielen und Vertrauen in der Gemeinde aufbauen. Dementsprechend haben sie auch keine Berührungsängste mit organisatorischer Verantwortung; im Gegenteil, sie tragen diese gerne mit und unterstützen innovative Ansätze.
Allerdings wird die Kirche von außen kaum als moderner, innovationsoffener Arbeitgeber wahrgenommen und leidet unter einem schlechten Image. Für potenzielle Kandidaten des dritten Typs ist sie daher oft wenig attraktiv. Das zeigt sich daran, dass Männer dieses Profils – obwohl es sie in der Gesellschaft recht häufig gibt – nur etwa 18 % der Jungpriester stellen. Noch bemerkenswerter: Knapp 90 % dieser Priester gaben an, damals vor ihrer endgültigen Entscheidung Zweifel am eingeschlagenen Weg gehabt zu haben. Es liegt nahe anzunehmen, dass zahlreiche junge Männer mit ähnlichem Profil sich letztlich gegen den Weg ins Priesteramt entschieden haben.
Fazit
Die Existenz dieses dritten Priestertyps widerlegt die oft gehörte Annahme, dass in Deutschland heute – bedingt durch die fortschreitende Säkularisierung – keine Priesterberufungen mehr aus der gesellschaftlichen Mitte kommen können. Doch, das können sie durchaus – und sie tun es tatsächlich bereits, wenn auch in sehr geringem Umfang. Um diese demografisch wie qualitativ vielversprechende Quelle an Kandidaten wirklich besser zu nutzen, müssten allerdings viele Hemmnisse abgebaut werden, die die Kirche für weniger kirchenloyale Milieus unattraktiv machen. Stichworte sind hier etwa mehr innere Demokratisierung und tiefgreifende systemische Reformen.
Wenn ein solcher Kurswechsel ausbliebe, würde im Grunde das oben beschriebene Negativszenario Realität bleiben. Die Zahl der Priesterweihen ginge weiter zurück, und die Kirche müsste sich organisatorisch auf eine Seelsorge weitgehend ohne Priester einstellen. Die wenigen verbliebenen Priester könnten oder wollten die wachsenden Herausforderungen und die zunehmende organisatorische Last größtenteils nicht mehr mittragen – und kaum noch als zentrale Figuren in den immer komplexer werdenden pastoralen Arbeitsfeldern dienen. Dennoch gäbe es selbst in diesem düsteren Szenario ein paar Priester, die beherzt Innovationen, intensive Teamarbeit und die Herausforderungen der Moderne annehmen.