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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in der letzten Ausgabe von euangel ging es um das Arbeiten in der Kirche von morgen. Auch in dieser Ausgabe befassen wir uns mit einem Aspekt kirchlicher Zukunft: der Zukunft der Gottesdienste. Natürlich haben wir keine Glaskugel, in die wir schauen könnten, um zu sehen, was zukünftig passiert. Was man aber sicher sagen kann, ist, dass sich die Liturgie der Kirche ständig verändert hat und sich daher auch zukünftig weiter verändern wird. So wie die Theologie als die Reflexion des Glaubens nicht bei einem einmal erreichten Stand stehen bleibt, sondern sich immer weiterentwickelt und auf sich verändernde Umwelt- und Lebensbedingungen reagiert, so verändert sich auch die Liturgie als Feier des Glaubens und Lob Gottes.

Für die Planung dieser Ausgabe haben wir uns gefragt, welche Aspekte für die Zukunft der Gottesdienste wichtig sein werden, weil sie bereits jetzt Aufgaben an die Entwicklung der Liturgie stellen. So haben wir Autorinnen und Autoren gebeten, aus ihrer Sicht Zukunftsperspektiven für die Liturgie zu entwickeln.

Den Aufschlag macht Benedikt Kranemann, der dafür plädiert, dass die Liturgie der Zukunft partizipativ, bibelorientiert, qualitätsvoll, ökumenisch, örtlich divers, teilweise reduzierter und gesellschaftsbezogen sein soll. Sandra Pantenburg fokussiert auf die eschatologische Dimension der Liturgie, die auf die zukünftige Vollendung verweist und damit als Raum für transformative Hoffnung verstanden werden kann. Alexander Saberschinsky wirbt für eine stärkere kasuelle Ausrichtung des Gottesdienstverständnisses, sich in der Gestaltung der Gottesdienste also (auch) an den Lebenssituationen und Bedürfnissen der Feiernden zu orientieren.

Isabelle Molz befasst sich mit der Frage nach Exklusion und Inklusion in der Liturgie. Wie können Gottesdienste angesichts der Heterogenität der Teilnehmenden möglichst nicht ausschließen und besonders in ihrer Sprache für alle verständlich sein? Annette Jantzen zeigt auf, auf welche Weisen Frauen in den üblicherweise männlich dominierten Gottesdiensten zu Randfiguren werden. Vier Dimensionen des Ausschlusses von Frauen sind in Zukunft zu bearbeiten. Miki Maria Herrlein sensibilisiert für die Perspektive queerer Menschen im Gottesdienst und stellt liturgische Bausteine vor, in denen queere Identitäten sichtbar werden.

Andrea Imbsweiler analysiert mediale Gottesdienste über Rundfunk, Fernsehen und Internet, die sie nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu Gottesdiensten vor Ort versteht und die einen Beitrag leisten zu einer Vielfalt, die auf individuelle spirituelle Bedürfnisse und Lebenssituationen antwortet. Schließlich blickt Meinrad Walter auf die Kirchenmusik als zentrales Element der Gottesdienste: Wie kann sie auch in Zeiten schwindender Ressourcen pastoralliturgisch sinnvoll aufrechterhalten werden, nicht als „Segment“, sondern als „Ferment“ der Pastoral?

Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre!

Ihr