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Zeit für Innovation

Die dynamischen Stellen im Bistum Limburg

Seit dem Jahr 2019 gibt es im Bistum Limburg so genannte ‚Dynamische Stellen für Kirchenentwicklung‘. Diese Stellen, die für eine bestimmte Anzahl Jahre an eine oder mehrere Pfarreien angedockt werden, sind als Pionierstellen gedacht, um neue Wege kirchlichen Lebens und pastoralen Arbeitens in konkreten Projekten zu entdecken und zu erproben. Pastoralreferent Stefan Ley, der 2019 als erster eine solche Stelle in einer Pfarrei im Westerwald antrat, reflektiert in diesem Artikel seine Erfahrungen und Gedanken zu dieser besonderen Art des kirchlichen Dienstes.

Was sind dynamische Stellen?

„Eigentlich müsste man mal was anderes machen. Mal nicht den üblichen pastoralen Alltagsdienst. Nicht nur das versorgen, was schon da ist, und dabei zusehen, wie es immer weniger wird. Mal wirklich rausgehen, an die Ränder, zu denen, die nicht zu unserem klassischen Milieu gehören. Aber es ist ja keine Zeit da …“

Wer im pastoralen Dienst tätig ist, ob als Priester, Diakon, Pastoral- oder Gemeindereferent*in, kennt Gedanken in dieser oder ähnlicher Form vermutlich. Es gibt viele gute Ideen, viele Bedarfe, und meist mangelt es auch nicht an der Motivation, dem Ruf an die Ränder von Papst Franziskus nachzukommen. Woran es meist mangelt, ist die Zeit, neben Gottesdiensten, Kasualien, Sakramentenkatechesen und Sitzungen noch mal etwas wirklich ‚anderes‘ zu machen.

Diese Erfahrung steckt hinter der Idee der dynamischen Stellen im Bistum Limburg. Es sind Pionierstellen, in denen genau das möglich sein soll: die Umsetzung, Erprobung und Evaluierung innovativer pastoraler Projekte mit dem Ziel eines Perspektivwechsels der pastoralen Arbeit im Sinne der Kirchenentwicklung. Dynamische Stellen stehen unter der Prämisse der Frage „Für wen sind wir als Kirche da?“ – sie sollen den Blick weiten über den binnenkirchlichen Raum hinaus in die verschiedenen Kontexte und Sozialräume, sollen Bedürfnisse identifizieren und darauf reagieren. Dafür sind sie zwar in einer Pfarrei oder einem Pfarrverbund angesiedelt, jedoch außerhalb der klassischen pastoralen Arbeitsfelder.

Möglich wurden diese zusätzlichen Stellen durch eine Änderung im Stellenplan: Bis zum Jahr 2025 soll das seelsorgliche Personal in den Pfarreien nach und nach an den Stand angepasst werden, der der zu erwartenden deutlich geringeren Personaldecke ab dem Jahr 2030 entspricht. Da man versucht, dies möglichst ohne aktive Umversetzungen zu erreichen, werden vorerst freigewordene Stellen, die über diesem Soll liegen, nicht wieder besetzt. Damit ergab sich aber auf das gesamte Bistum gerechnet ein Überschuss von ca. 35 bis 40 Stellen bis zum Jahr 2025. In diesem Rahmen bewegen sich die dynamischen Stellen. Pfarreien können diese zusätzlichen Stellen für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren (längstens bis 2025) beantragen. Dabei gelten folgende Kriterien (aus der Beschlussgrundlage):

„Dynamische Stellen

  • nehmen ‚Anders-Orte‘ oder ‚Präsenz ohne Immobilien‘ in den Blick, sind aber strukturell an das Pastoralteam angebunden (Kommunikation)
  • werden für ein begrenztes Zeitfenster eingerichtet
  • haben ein echtes Innovationspotential: sie gehen über eine Verbesserung des Bestehenden hinaus. (Neues – statt mehr des Gleichen)
  • sie machen ernst mit der Anwaltschaft für die ‚Außenperspektive‘
  • sie bilden eine Brücke zwischen Gesellschaft und Kirche (‚Arenen‘)
  • sie stehen in Netzwerken mit anderen Akteuren
  • die Fachaufsicht liegt bei der Kirchenentwicklung,
  • die Dienstaufsicht liegt vor Ort (Pfarrei oder mittlere Ebene)“

Derzeit (Stand Nov. 2021) gibt es im Bistum Limburg fünf dynamische Stellen, das Potential wurde also leider längst nicht ausgeschöpft. Sie beschäftigen sich mit Projekten der Willkommenskultur, der Vernetzung im städtischen Sozialraum, der Tourismuspastoral oder der Kirchenentwicklung im ländlichen Raum.

Ziel und Haltung

Wichtiger noch, als die konkreten Projekte und Arbeitsfelder einer solchen dynamischen Stelle exemplarisch vorzustellen und auf dieser Basis zu reflektieren, was gut läuft und was auch nicht, scheint mir die Frage nach der dahinterstehenden Grundhaltung. Häufig sind wir im kirchlichen Bereich schnell bei der Entwicklung neuer Ideen und Projekte – und vergessen, uns tiefere Gedanken zu machen über das ‚Warum‘ unserer Arbeit sowie um unsere grundlegenden Haltungen und Herangehensweisen. Ich möchte diese Frage daher voranstellen.

Ein sehr hilfreiches Modell hierfür ist der Golden Circle nach Simon Sinek. Er stammt ursprünglich aus der Wirtschaft und der Unternehmensberatung. Sinek analysierte die Kommunikation erfolgreicher und einflussreicher Persönlichkeiten und Unternehmen wie Martin Luther King oder Apple und fand schließlich ein grundlegendes Kommunikations- und Denkmuster: Wer erfolgreich ist, spricht nicht in erster Linie davon, was er macht (z. B. bei Apple: „Wir bauen gute Computer“ – das ‚What‘ bei Sinek) oder wie etwas gemacht wird („Wir bauen sie mit tollem Design und guter Funktionalität“ – das ‚How‘), sondern vom Warum – aus welchem Glauben heraus und mit welchen Überzeugungen mache ich das, was ich tue? (Nochmal Apple: „Wir lassen uns vom Status quo herausfordern und möchten Dinge anders machen“ – das ‚Why‘.)

Eigentlich sollte es Kirche leicht haben, diese Erkenntnisse auf ihr Handeln anzuwenden – schließlich sind wir doch eine Glaubensgemeinschaft. Die Frage nach dem ‚Why‘, dem Glauben und Sinn unseres Handelns, sollte uns ins Blut übergegangen sein. Und tatsächlich gibt es nicht wenige offizielle Dokumente, die ein ‚Why‘ formulieren – allen voran Lumen gentium. Aber im pastoralen Alltag geht der Blick hierauf häufig verloren und es geht nur noch um das ‚What‘, um die vielen unterschiedlichen Aktionen. Das mag auch daran liegen, dass die komplexen theologischen Formulierungen kirchlicher Dokumente sprachlich und inhaltlich manchmal recht weit von unserer Lebensrealität entfernt liegen.

Mir scheint, ein entscheidender Punkt für einen wirklichen pastoralen Neuaufbruch liegt darin, diese Frage nach dem Warum – dem kirchlichen wie vor allem dem persönlichen – neu in den Fokus zu nehmen. Denn nur, wenn ich meine eigene grundlegende Glaubensüberzeugung kenne und diese auch mitteilen kann, kann ich auf dieser Basis auch meine jeweiligen konkreten Aktivitäten reflektieren und kommunizieren. Für mich formuliere ich dieses Warum etwa mit dem Satz: „Ich möchte Menschen mit der Liebe Gottes in Berührung bringen.“

 

Die zweite Frage ist die nach dem ‚How‘, nach den grundlegenden Haltungen und Herangehensweisen. Auch hier ist, soviel Freiraum lässt der pastorale Beruf zumeist zu, wieder der/​die Einzelne gefragt. Was ist mein Qualitäts-, mein Alleinstellungsmerkmal? Dass alle mit meiner Arbeit zufrieden sind? Dass der Sonntagsgottesdienst voll (und mein Erfolg damit messbar) ist?

In der aus der anglikanischen Kirche stammenden Fresh-X-Bewegung gibt es vier Grundsätze eines frischen kirchlichen Handelns, die ich beispielhaft vorstellen möchte. Sicher gibt es noch viele andere Möglichkeiten, aber diese Grundsätze haben sich zumindest für mich als hilfreich und stimmig erwiesen:

  1. Missional – innovatives kirchliches Handeln ist ausgerichtet auf die Menschen, die noch nicht ‚drinnen‘ sind, die also noch keinen Bezug zur Kirche haben. Das Wort ‚missional‘ betont den Sendungscharakter des Christentums – dorthin zu gehen, wo wir nicht eh schon sind. Es bedeutet nicht, im negativen Sinne zu missionieren und bei jeder Gelegenheit von Jesus zu sprechen, aber so zu leben, dass die Menschen fragen nach der Hoffnung, die in uns ist (vgl. 1 Petr 3,15).
  2. Kontextuell – innovatives kirchliches Handeln möchte Kirche in neue Alltagskontexte bringen. Dazu fragt es nach den tatsächlichen Bedürfnissen, Hoffnungen und Sorgen der Menschen, gerade auch in den Milieus und Sozialräumen, die nicht der klassischen kirchlichen Zielgruppe entsprechen. Im Interesse dieser Bedürfnisse findet auch eine Vernetzung mit anderen (kirchlichen wie nichtkirchlichen) Akteuren statt.
  3. Lebensverändernd – innovatives kirchliches Handeln zielt darauf ab, Menschen mit dem Evangelium und dem Glauben an Jesus Christus in Berührung zu bringen in der Zuversicht, dass diese Begegnung ihr Leben positiv verändern wird.
  4. Gemeindebildend – innovatives kirchliches Handeln zielt auf die Bildung neuer, frischer Gemeinschaften. Das Ziel ist nicht eine Erhaltung oder Reanimierung vorhandener, ggf. sterbender Formen kirchlichen Lebens, Ziele sind aber auch nicht einmalige Projekte und Aktionen (die allerdings sehr wohl Mittel hierzu sein können).

Mir scheinen diese Grundsätze sehr hilfreich und zutreffend, um das oben formulierte ‚Why‘ in konkretes Handeln zu übersetzen. Vor allem machen sie eines deutlich: Kirche – und ihre Selbsterhaltung – darf niemals selbst zum Ziel und Zweck ihres Handelns werden. Kirche ist Werkzeug und Dienerin der Gemeinschaft der Menschen mit Gott und untereinander – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Konkret: Ökumenische Jugendarbeit in der Jugendkirche ‚Way to J.‘

Wie kann eine Arbeit, die sich an diesen Grundsätzen orientiert, aussehen? Als ein Beispiel eines Versuchs – und sicher nicht einer perfekten Umsetzung – möchte ich nun einen Einblick in einen Teilbereich meiner Arbeit vor Ort geben. Als ich 2019 meine dynamische Stelle in der Pfarrei St. Anna in Herschbach antrat, war mir das Umfeld nicht unbekannt – ich hatte vorher in dieser Pfarrei bereits zwei Jahre meiner Ausbildung absolviert. Zu Beginn der neuen Stelle gab es keine konkreten Zielvorgaben außer der, nach neuen pastoralen Formen unter den besonderen Umständen des ländlichen Raumes zu suchen. Ganz im Sinne einer Effectuation sollte geschaut werden, wo sich Chancen für interessante Projekte auftun.

Recht schnell konkretisierten sich drei Handlungsfelder, darunter die ökumenische Jugendarbeit (die beiden anderen, hier nicht näher behandelten Felder sind moderne musikalische Gottesdienstformen und Charismenförderung). Es gab in Selters, einer zur Pfarrei gehörenden Kleinstadt, bereits seit vielen Jahren die evangelische Jugendkirche ‚Way to J.‘ (kurz für ‚Way to Jesus‘, Weg zu Jesus), die 2005/2006 von Jugendpfarrer Werner Schleifenbaum gegründet wurde und selbst der Fresh-X-Bewegung angeschlossen ist. Hier lag also bereits eine erhebliche Schnittmenge in der Zielsetzung der Arbeit vor, außerdem wurde die Jugendkirche seit langem schon auch von Jugendlichen unserer Pfarrei besucht. Zugleich konnten die vorhandenen Kosten – ein direkt am Marktplatz ideal gelegener, aber damit auch teurer Jugendraum muss bezahlt werden – durch eine gemeinsame Finanzierung durch beide Kirchen natürlich besser verteilt werden. Da gerade in beiden Kirchen nach innovativen Projekten gesucht wurde, lagen eine Zusammenarbeit und das Experiment einer ökumenischen Jugendkirche nahe. 2020 konnte dies dann auch offiziell beschlossen werden.

Hauptamtlich begleitet wird ‚Way to J.‘ derzeit durch einen Dekanatsjugendpfleger auf evangelischer und durch mich als Pastoralreferenten auf katholischer Seite. Die hauptsächlichen Aktivitäten bestehen aus einem wöchentlichen offenen Treff sowie einem ebenfalls wöchentlichen Treffen des Teams, einer jährlichen Jugendfreizeit, großen Jugendgottesdiensten drei- bis viermal jährlich an nichtkirchlichen Orten (Kino, Bar, Fitnessstudio, Industriehalle etc.) sowie verschiedenen Aktionen in den Bereichen Umweltschutz, gesellschaftliche Bildung etc. Einige Grundsätze unserer Arbeit (‚How‘) sollen kurz skizziert werden:

  1. Gelebter persönlicher Glaube: Die Jugendlichen sollen ihren Glauben so leben können, wie es ihnen entspricht. Dabei stehen vor allem der persönliche Glaube, das freie Gebet und der Austausch miteinander über Fragen des Glaubens, aber auch des Alltags im Mittelpunkt. Niemandem wird jedoch ein bestimmter Glaube aufgezwungen, er wird auch nicht vorausgesetzt, vielmehr zeigt die Erfahrung, dass der Austausch über unterschiedliche Überzeugungen befruchtend ist für den persönlichen Glaubensweg jedes und jeder Einzelnen.
  2. Gemeinschaft: Alle wichtigen Fragestellungen werden gemeinsam entschieden. Geleitet wird die Jugendkirche durch ein Team aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst. Dies bezieht sich auf Programm- und Raumgestaltung, Gottesdienste und inhaltliche Ausrichtung. Lediglich Bereiche der rechtlichen Verantwortung und die Präventionsarbeit bleiben bei den Hauptamtlichen. Zur Gemeinschaft der Jugendkirche ist jede/​jeder herzlich eingeladen, ganz egal aus welcher Konfession er oder sie kommt. Gemeinschaft bedeutet dabei auch, verantwortungsvoll und respektvoll miteinander umzugehen und auf die körperliche, geistliche und seelische Unversehrtheit aller zu achten.
  3. Einsatz: Niemand lebt für sich allein. Uns Christen ist aufgetragen, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Daher gehört der Einsatz für unsere Mitmenschen und für die Erhaltung der Schöpfung zu den wichtigsten Aufgaben. Hier wird auch konkret die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren, seien es Organisationen, Unternehmen oder private Initiativen, gesucht.

Vielleicht fällt auf, dass in diesen Beschreibungen – die auf Jugendliche zurückgehen – die ökumenische Natur der Arbeit gar nicht näher thematisiert wird. Dahinter steht die Erfahrung, dass diese Frage für die Jugendlichen gar kein Thema mehr ist. Unterschiede zwischen den Konfessionen werden höchstens als bereichernd, manchmal auch verwundert wahrgenommen, haben ihren trennenden Charakter jedoch verloren. Die Zusammenarbeit erscheint so selbstverständlich, dass sie gar nicht weiter erwähnt werden muss.

Ziel der Arbeit ist es zudem explizit nicht, die Jugendlichen in die Gemeinden hinein zu erziehen oder den Gottesdienstbesuch zu erhöhen – ein Umstand, der leider in beiden Kirchen immer wieder auf Unverständnis stößt. Vielmehr haben wir eine hohe Fluktuation: Mit ca. 14 bis 16 Jahren (nach Konfirmation oder Firmung) kommen die Jugendlichen häufig zum ersten Mal zu unseren Angeboten, mit 18 bis 19 verlassen viele zu Studium oder Ausbildung den Westerwald. In dieser Zeit möchten wir die Jugendlichen mit dem christlichen Glauben und Leben auf eine einladende Weise in Berührung bringen, so dass sie diese Erfahrung mit auf ihren weiteren Lebensweg nehmen können.

Erfahrungen

Welche Erfahrungen entstanden nach zwei Jahren Arbeit auf der dynamischen Stelle – sowohl konkret vor Ort als auch in Bezug auf das Stellenformat?

Als erstes muss ich persönlich feststellen, dass ich die Arbeit als sehr bereichernd und erfüllend wahrnehme. Dadurch, dass ein Großteil der Arbeitsfelder selbstständig gestaltet werden kann, konnte ich meine alltägliche Arbeit gut meinen spezifischen Charismen anpassen. Ich habe das Glück, in einem Pastoralteam arbeiten zu können, das die Sonderrolle, die ich mit meiner Stelle einnehme, akzeptiert und mich darin unterstützt. Zudem sind Team und Pfarrei neuen Ideen und Experimenten gegenüber aufgeschlossen. Beides ist sicher eine Grundvoraussetzung dafür, dass ein entsprechendes Projekt funktionieren kann.

In der Arbeit vor allem mit den Jugendlichen erreichen wir viele Jugendliche. Durch die bereits beschriebene hohe Fluktuation ist es jedoch schwierig, diese Arbeit ohne den zum Teil hohen hauptamtlichen Einsatz zu leisten. Hier wird im Hinblick auf das voraussichtliche Ende der Projektstelle 2024/2025 noch eine Lösung zu finden sein.

 

Das Konzept der dynamischen Stellen bietet große Chancen, neue Formen pastoraler Arbeit zu erproben. Durch das Bistum Limburg fühle ich mich auch hier in vollem Umfang unterstützt. Wichtig wird jedoch auch hier eine Lösung über 2025 hinaus sein, wenn diese Stellen nicht mehr zur Verfügung stehen. Letztlich werden wir zu einer Stellenverteilung kommen müssen, in der die innovative missionale Arbeit aus dem Pastoralteam heraus geleistet werden kann. Das kann allerdings nicht bedeuten, dass jeder/​jede Hauptamtliche neben Kasualien, Gottesdiensten und Räten noch zusätzlich innovative neue Projekte erarbeiten muss. Ein möglicher Weg wäre eine deutlich stärker charismenorientierte Arbeitsweise der Teams: Wer kann etwas durch Begabungen und Persönlichkeitsstruktur etc. besonders gut? Wer leistet in den klassischen Arbeitsfeldern bessere Arbeit, wer in den eher experimentellen? Was lassen wir dafür vielleicht auch liegen?

Kirche befindet sich in einem Wandlungsprozess, die alten volkskirchlichen Strukturen werden größtenteils sterben. Momentan fließt ein Großteil unserer immer kleiner werdenden pastoralen Ressourcen in das Bemühen, dieses Sterben so lange wie möglich hinauszuzögern. Unsere Aufgabe ist aber nicht der Erhalt der Kirche, sondern die Verkündigung des Evangeliums von der Liebe Gottes in die verschiedenen Kontexte des Lebens hinein. Wir müssen es schaffen, diese Aufgabe in den Mittelpunkt zu stellen. Solange wir die Kirche retten wollen, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir sie verlieren. Wenn wir uns auf unsere Aufgabe, auf das Reich Gottes konzentrieren, mag es als ein Resultat auch die Kirche weiter geben.

Daraus ergibt sich auch, dass unsere persönliche Glaubensüberzeugung – das ‚Why‘ – und deren Kommunikation von zentraler Bedeutung für den Erfolg pastoraler Arbeit sind. Die dynamischen Stellen sind eine Möglichkeit, für einen begrenzten Zeitraum die Arbeitsweise stärker auf dieses ‚Why‘ auszurichten. Die Verantwortlichen in den Bistümern und Kirchen täten gut daran, solche Möglichkeiten auch in anderen, beständigeren Kontexten stärker zu ermöglichen und zu fördern.