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An der Schwelle zum Erwachsensein…

Das Bistum Magdeburg bietet seit dem Jahr 2000 die ‚Feier der Lebens­wen­de’ für nichtchristliche Jugendliche an. Mittlerweile ist daraus mehr gewor­den als ‚nur’ eine Alternative zur Jugendweihe.

Ein fast schon gewohntes Bild ergibt sich, wenn Schülerinnen und Schü­ler der 8. Klasse des Liborius-Gymnasiums in Dessau-Roßlau danach be­fragt wer­den, welche Feier sie am Ende des Schuljahres begehen wer­den. Ein guter Teil lässt sich konfirmieren bzw. firmen, einige gehen zur Jugendweihe und ein anderer Teil nutzt das Angebot der ‚Feier der Le­bens­wende‘. Obwohl seit dem Jahr 2000 von der Seite des Schulträgers regelmäßig angeboten, ist die ‚Feier der Lebenswende‘ bis heute nicht Normalität im Land Sachsen-Anhalt, in dem sich Dessau-Roßlau befin­det. Sie findet zudem in Magdeburg, Halle und (erstmals im Jahr 2012 an der ‚Freien Schule‘) in Köthen statt und wird vom Katholischen Bistum Magdeburg angeboten. Sie wurde vom damaligen Bischof Leo Nowak zunächst an den 3 Gymnasien in der Trägerschaft des Bistums initiiert. Die seit 1998 am Erfurter Domberg angebotene ‚Feier der Lebenswende‘ war auslösendes Moment.

Durchaus als eine Alternative zur stark frequentierten ‚Jugendweihe‘ bietet seit nunmehr 13 Jahren das Bistum Magdeburg in Verbindung mit der Schule vor Ort „jungen Menschen mit der Feier zur Lebens­wende sowohl den Raum für Begegnung und Gespräche als auch die abschließende Feier des Übergangs von der Kindheit zur Jugend“ (Bistum Magdeburg: Feier der Lebenswende) an. Es ist ein Angebot für die ungetauften Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums – etwa ein Drittel –, die, wie sonst üblich, von den entsprechenden Vereinen auf die Jugendweihe hin beworben werden. Was ist aber die ‚Feier der Lebenswende‘? Einige Charakteristika sollen verdeutlichen, dass sie nicht nur eine Feierstunde ist!

Die teilnehmenden Jugendlichen treffen sich meist monatlich für 1,5 Stunden über einen Zeitraum von September bis Mai/Juni in Räumen einer Kath. Pfarrgemeinde, die diese zur Verfügung stellt. Dabei bilden die drei Zeiten einer Lebenswende – Vergangenheit, Gegenwart, Zu­kunft – die Folie des Bedenkens und Deutens des je eigenen Übergangs von der Kindheit zur Jugend und dies auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, welches die beiden Leiter immer wieder in die The­men hineinhalten. Ein hoher Anteil an Mitgestaltung durch die jungen Leute selbst wird immer wieder eingefordert und trägt zum Gelingen des sich dabei entwickelnden Prozesses bei. „Als Kirche sehen wir hier eine Verantwortung, jungen Leuten in der besonderen Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein eine sinnvolle Begleitung anzubieten, damit die Heranwachsenden mit ihren eigenen Anliegen vorkommen und diese vor dem Hintergrund unseres Glaubens an den Gott des Lebens wertgeschätzt werden können.“ (Bistum Magdeburg: Feier der Lebenswende)

In allen Treffs der Jugendlichen wird darüber hinaus die abschließende Feierstunde textlich und musikalisch vorbereitet. Es werden Elemente, die in den monatlichen Treffs an Bedeutung gewonnen haben aufgegrif­fen und in die Feierstunde eingefügt, die wiederum die schon erwähn­ten Zeiten einer Lebenswende als Grundstruktur hat. Es ist eine Feier, die in einer katholischen Kirche stattfindet, bei der den Jugendlichen am Ende auch der Segen Gottes zugesprochen wird.

Auch die Eltern der Jugendlichen werden zu Elterntreffs eingeladen. Geschichten und Filme bieten dabei die Schauplätze, dass auch die Eltern über sich selbst in der Zeit der Lebenswende ihrer Kinder nach­denken und ins Gespräch kommen können. Die Möglichkeit, sich über ein symbolhaftes Geschenk in die Feierstunde mit einzubringen, wird mit großem Engagement von den Eltern aufgegriffen und umgesetzt.

Folgendes Grundmuster der Feierstunde wird den Jugendlichen als Vorschlag vorgelegt, das mit kleinen Änderungen meist angenommen wird: Einzug unter Musik / Begrüßung / Vorstellung der Jugendlichen durch sie selbst / Musik / Dank an die Eltern / Musik / Festansprache an die Jugendlichen mit Elternbeteiligung / Festakt mit Übergabe einer gestalteten Kerze und des symbolhaften Geschenkes durch die Eltern / Musik / Wünsche der Jugendlichen für sich selbst, die Mitmenschen und die Welt / Musik / Segenswunsch durch die Leiter / Auszug unter Musik / Empfang vor der Kirche. Die Pfarrgemeinde, die sowohl ihre Räume, als auch ihren Gottesdienstraum für das Angebot öffnet, beglei­tet und unterstützt darüber hinaus, indem sie die Jugendlichen und ihre Eltern in ihr Gebet einmünden lässt sowie durch Männer und Frauen, die den oben erwähnten Empfang vorbereiten und durch­führen.

Ansprechpartner und Leiter des Angebotes ‚Feier der Lebenswende‘ sind derzeit eine katholische Lehrerin des Liborius-Gymnasiums und somit eine Mitarbeiterin des Bistums Magdeburg und ein Gemeinde­refe­rent einer der beiden Pfarreien der Stadt Dessau-Roßlau.

Was als Alternative zur Jugendweihe an den 3 Katholischen Gymnasien des Bistums Magdeburg eingerichtet wurde, hat sich entwickelt hin zu einem Beziehungsgeschehen, welches das Leben konfessionsloser jun­ger Menschen und ihrer Eltern würdigt und feiert und in der Zeit der Lebenswende vom Kind zum Jugendlichen Deutung und Sinn aus dem christlichem Verstehen und Glauben anbietet.

Sicherlich in einer stark säkularen Lebenswelt eine neue Form, um christ­liches Denken, Kirche und den Gott des Lebens Menschen ansich­tig zu machen. Allerdings nur als ein ‚selbstloses‘ Angebot mit einem echten Interesse an den Menschen, frei von kirchlicher Vereinnahmung, wohl aber aus einem frohmachenden Glauben heraus! Und dies hin­ter­lässt einen Eindruck, der sich beispielsweise darin zeigt, dass Eltern auf dem Gelände der Kirchgemeinde, in der die ‚Feier der Lebenswende‘ stattfindet, eine Sonnenuhr errichtet haben, an der die Namen aller Jugendlichen zu lesen sind und die sie als symbolisches Geschenk eingebracht haben.