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Nachhaltig Zukunft gestalten

Herausforderungen für kirchliche Bildungsakteur*innen

Welche Relevanz das Thema Nachhaltigkeit insbesondere für die junge Gene­ration hat, dokumentiert die Fridays-for-Future-Bewegung eindringlich. Weltweit sammeln sich freitags vorzugsweise junge Menschen, die eine längst überfällige politische Kehrtwende in Sachen Klimapolitik lautstark einfordern. Die Politisierung der jungen Menschen bleibt nicht ohne Wir­kung auf gesamtgesellschaftliche Diskussionen und die pastorale Praxis.

Entspricht es überhaupt noch den Anforderungen der drängenden Zeit, über Nachhal­tigkeit zu schreiben, oder müsste nicht längst Nachhaltig­keit in die Tat umgesetzt werden? Bei der Anfrage, einen Beitrag für diese Zeitschrift zum Thema Nachhaltigkeit zu liefern, habe ich spontan und gerne zugesagt. Gleichzeitig habe ich erfragt, ob das Konzept der vorliegenden Zeitschrift auch auf einer wirklich nachhaltigen (d. h. ökologischen, ökonomischen und sozialen) Grundlage basieren würde. Wie mir bestätigt wurde, sei das nicht der Fall, es stünden beispiels­weise keinerlei Ressourcen für die Gestaltung eines Beitrags zur Verfü­gung. Die Erstellung dieses Artikels geschieht also auf Kosten von Frei- bzw. Familienzeit ohne persönliches Gewinnstreben. Diese Tatsache wird in der theologisch-nachhaltigen Diskussion unter dem Stichwort „Gratuität“ geführt. Gratuität meint einen unverzweckten Einsatz aus der Motivation heraus, das Gute umsonst empfangen zu haben und das Gute deswegen auch unentgeltlich weiterzugeben (vgl. Mt 10,8b). Aus dieser Motivation heraus wurde auch der vorliegende Beitrag verfasst. Eine weitere Frage war, warum das Thema Nachhaltigkeit überhaupt in diesem Magazin bedient werden soll. Hier wurde die Aktualität des The­mas angesprochen, verbunden mit der Hoffnung, dass es an Bedeutung gewinnen möge. Denn, so die landläufige Argumentation, wenn alle darüber Bescheid wüssten, könne es ja nur besser werden. Durch (eine nicht näher definierte) Bildung werden nämlich, wie in der Arbeitshilfe der DBK „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ zu lesen ist, „alle zu einem nachhaltigen Lebensstil ermutigt und befähigt“.

Wer sich über Jahrzehnte mit Bildungsprozessen beschäftigt, die eine Wende hin zu einem nachhaltigen Handeln herbeiführen sollen, wird schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass Bildung, hier vorzugsweise die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), lediglich ein Baustein unter vielen anderen in der komplexen Materie einer zukunftsfähigen Weltge­staltung ist. (Selbst-)kritisch muss, wie oben angedeutet, gefragt wer­den: Braucht es wirklich einen weiteren Artikel über Nachhaltigkeit in Bildung und Katechese? Wurde nicht alles schon grundlegend gesagt? Vieles wurde schon geschrieben, viele gute Beispiele existieren bereits, allerdings wurde nicht alles aus jeder Perspektive beleuchtet. In diesem Beitrag wird es deshalb darum gehen, bereits Vorhandenes an neuen Orten darzustellen. Und es werden im Kontext der Arbeitsstelle für missionarische Pastoral Impulse gegeben, wie pastorales Handeln vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Entwicklung angegangen werden kann.

Kirchliches Engagement im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Ein breit angelegtes Engagement für eine ökosoziale Entwicklung geht kirchlicherseits zurück auf den Konziliaren Prozess, der in den 1980er Jahren das Handeln unter dem Dreiklang Frieden – Gerechtigkeit – Schöpfungsverantwortung (dieser Begriff hat den theologisch anfrag­baren Begriff der „Bewahrung der Schöpfung“ abgelöst) eines kleinen, aber hoch motivierten Teils von Christ*innen geprägt hat. Die kirchli­chen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt haben durch ihre 1996 und 2008 zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) herausgegebenen Studien die Diskussion eines zukunftsfähigen Deutschlands maßgeblich geprägt. In der theologischen Diskussion wurden die Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung vorzugsweise im exegetischen und zunehmend im sozialethischen Bereich behandelt. Im Bereich der praktischen Theologie wurde erstmals 2002 eine Grundle­gung für eine kirchlich-ökologische Bildung im Kontext einer nachhalti­gen Entwicklung vorgenommen (Birkel 2002). Dort wurden für die kirchliche Praxis vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der sog. „Um­weltbildung“ erste Strukturelemente einer Bildung für Nachhaltigkeit im kirchlichen Kontext formuliert. Bereits hier ist die oben angeklun­gene Warnung, Bildung als alleiniges Allheilmittel in einer komplexen Weltgestaltung zu sehen, formuliert. Sie ist neben politischen Weichen­stellungen und gesellschaftlichen Diskursen ein Faktor neben anderen und kann erst im Zusammenspiel ihre tatsächliche Wirkung hin zu einer nachhaltigen Entwicklung entfalten. Derzeit nimmt, nicht zuletzt durch die Fridays-for-Future-Bewegung, die theologisch geprägte Bil­dungsdiskussion einer nachhaltigen Entwicklung wieder an Fahrt auf, und es wird eine „religiöse Bildung für nachhaltige Entwicklung“ vor­gestellt (Bederna 2019). Dieser Ansatz proklamiert, dass BNE auf reli­giöse Zugänge angewiesen sei, dass religiöse Bildung für eine nachhal­tige Entwicklung bedeutsam sei und dass BNE die religiöse Bildung ver­ändern werde (vgl. ebd. 210 ff.). Aktuell wird im theologisch-wis­sen­schaftlichen Bereich an der Vernetzung einer BNE-Theo-Fachgruppe gearbeitet. Genuin theologische Beiträge für die BNE-Diskussion kön­nen die Bereiche Kontingenzbewältigung, Wertediskussion und spiri­tuell-kulturelle Dimension einer nachhaltigen Entwicklung sein. Die in der Nachhaltigkeitsdiskussion postulierten Strategien Suffizienz (we­niger), Effizienz (besser) und Konsistenz (anders) korrelieren vor allem hinsichtlich der individuellen Lebensstildiskussion mit religiös moti­vierten Ansätzen, wie sie beispielsweise in der Enzyklika Laudato siʼ proklamiert werden. Nicht umsonst wird dieser Enzyklika in dem aktu­ellen Bericht des Club of Rome ein prominenter Platz zugewiesen (vgl. von Weizsäcker/Wijkmann 2017, 124–130). Religiöse Bildung spielt im interdisziplinär angelegten Diskurs um eine nachhaltige Entwicklung eine entscheidende Rolle, auch wenn sie bislang von den BNE-Akteu­r*innen nur wenig bis gar nicht wahrgenommen wird.

Innovative Lernorte und der Whole Institution Approach

Das Potential, das die Kirchen als erfahrene global player in die nachhal­tige Bildungslandschaft in Deutschland und weltweit einbringen kön­nen, liegt vor allem in der Ausgestaltung ihrer Einrichtungen. Vorberei­tet durch die frühzeitigen Diskussionen des Konziliaren Prozesses sind kirchliche Bildungshäuser, Klöster, kirchliche Hochschulen und sogar eine Diözese bereits nach dem „Eco Management und Audit Scheme“ (EMAS) zertifiziert. Dieses Mitwelt-Management-System ist ein von der Europäischen Gemeinschaft entwickeltes Instrument für Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen und seit 1993 etabliert. Im Gegensatz zum kircheninternen Zertifikat „Grüner Gockel“ wird bei EMAS eine kirchenunabhängige Überprüfung der jeweils gewählten Ziele vorge­nommen. Bei Nichteinhaltung werden ggf. Sanktionen verhängt. Mit der externen EMAS-Zertifizierung stellen sich kirchliche Institutionen der Herausforderung eines europäisch anerkannten Nachhaltigkeits­managements. Damit bieten die zertifizierten kirchlichen Bildungs­institutionen bereits eine gute Grundlage für den in der BNE geforder­ten sog. „Whole Institution Approach“. Dieser ganzheitliche Ansatz geht davon aus, dass Lernorte dann als Vorbild wahrgenommen werden, wenn in allen Bereichen Nachhaltigkeit stattfindet. Das heißt, wenn sowohl die Ausstattung als auch die Beschaffung an geschlossenen Kreisläufen orientiert sind und die Verwaltung, die Mitarbeiter*innen und die Besucher*innen partizipativ an Gestaltungsprozessen mitwir­ken können. Solche Lernorte strahlen auf andere aus und sind Impuls­geber auch für nichtkirchlich Interessierte oder nicht religiöse Menschen.

Erhellend sind für mich als katholische Theologin diesbezüglich immer wieder die Erkenntnisse der BNE-Master-Studierenden an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Sie geben an, nach dem Modul BNE-Theo vorhan­dene Berührungsängste zu kirchlichen Lernorten abgebaut und Kirche als Kooperationspartnerin von BNE identifiziert zu haben. Exemplarisch hierzu Feedbacks von Studierenden:

„Anfangs im Seminar stand ich der Verknüpfung zwischen der Theologie und einer Nachhaltigen Entwicklung eher skeptisch gegenüber. Ich persönlich habe eher weniger religiöse Bezüge und kann mich teilweise schwer mit der Kirche identifizieren. Dennoch habe ich aus dem Seminar und der Auseinan­dersetzung mit der Thematik einige wichtige Erkenntnisse ziehen können.... Für mich haben sich die Kirche und kirchliche Einrichtungen als eine schöne Kooperationsmöglichkeit für eine BNE dargestellt [...]“

„Die wohl grundlegendste Veränderung besteht im Abbau einer zuvor be­standenen ,Berührungsangst‘ zur Theologie bzw. Institution Kirche. Der im Alltag bis dato unreflektiert wahrgenommene ,Graben‘ zwischen religiösen und nicht-religiösen Gesellschaftsgruppen hat sowohl für die theoretisch-wissenschaftliche, als auch für die praktische Bildungsarbeit keine Gültig­keit. Beide Bereiche sind hoch anschlussfähig an bereits zuvor bestehende Denk- bzw. Arbeitsweisen.“

Fakt ist, dass nachhaltigkeitsengagierte Menschen oftmals die Kirche(n) nicht als Akteurin von BNE in ihrem Bewusstsein abspeichern. Neu sind für sie in der Regel auch die christlichen Begründungsargumente für nachhal­tiges Handeln. Hier geben kirchliche Institutionen als Haupt­motive Schöpfungsverantwortung und globale Gerechtigkeit an, welche sich aus der biblisch grundgelegten Gottebenbildlichkeit und dem bi­blisch bezeugten Engagement für Schwache und Unterdrückte speisen. Prä­gend für den Einsatz einer nachhaltigen Weltgestaltung ist die Vision der Reich-Gottes-Botschaft, in der es ein friedvolles, gerechtes und har­monisches Miteinander für Mensch und Mitwelt gibt, wie es bereits in den paradiesischen Anfängen grundgelegt ist. Das Versprechen, dass Gott es nie wieder zulassen wird, dass eine Urflut die Erde auslöscht (Gen 9,11), liefert eine befreiende Komponente in einer selbsterlösen­­den, dem Menschen die gesamte Verantwortung aufbürdenden Verantwortungsethik.

An ihrem Lebensstil werdet ihr sie erkennen

Genau in dieser bereits anfanghaft erprobten Umgestaltung einer ande­ren Realität liegt die Chance, die kirchliche Institutionen hinsichtlich einer missionarischen Pastoral heute noch haben. Nicht durch Appelle, Lobpreis-Angebote oder spirituelle Kuschelrunden wird die Botschaft einer friedlichen, gerechten und schöpfungsfreundlichen Gemeinschaft weitertransportiert. Vielmehr werden Menschen danach fragen, ob die Religionsgemeinschaft glaubwürdig und authentisch die Botschaft lebt, die sie predigt. Derzeit erleben Zeitgenoss*innen in Deutschland die katholische Kirche als unauthentisch, machtverharrend, reformunwillig und widersprüchlich. Das jüngste nachsynodale Schreiben Querida Amazonia (QA) macht deutlich, dass zwar in Sachen Ökologie für das Amazonasgebiet große Visionen verfolgt werden, diese Visionen aber nicht durch konkret gestaltete Maßnahmen innerhalb der eigenen Com­munity umgesetzt werden. Damit einher geht ein Verlust von Glaub­wür­digkeit. Am deutlichsten ist der Widerspruch am Amtsverständnis und der Stellung der Frau in der Kirche erkennbar. Zwar wird der le­benswichtige und notwendige Einsatz von Frauen in den Gemeinden für ein lebenswertes Leben lobend hervorgehoben, gleicher Wert und gleiche Würde werden ihnen jedoch nicht zugebilligt. Nach wie vor ist die Weihe aufgrund des „göttlichen menschgewordenen Sohnes“ allein den Männern vorbehalten, während Frauen „die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben“ sollen (QA 101). Damit wird eine We­sensungleichheit zementiert und eine gleiche Würde für alle verhindert. In diesem Punkt entspricht die katholische Kirche nicht den von den Vereinten Nationen geforderten Zielen der Agenda 2030 (Sustainable Developement Goals, SDG), die für eine wirklich nachhaltige Ent­wicklung von Bedeutung sind. Mit SDG 5 wird die Notwendigkeit der Gleichheit der Geschlechter betont, da, so die Argumentation, eine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wesentlich dazu beiträgt, eine nachhaltige Entwicklung zu verhindern. Genau in dieser Wider­­sprüchlichkeit, die sehr wohl von nachhaltigkeitsengagierten Menschen wahrgenommen wird, liegt eine der Ursachen, warum der katholischen Kirche wenig in Sachen Nachhaltigkeit zugetraut wird. Der Vertrauens­verlust, der durch das intransparente Handeln kirchlicher Amtsträger herbeigeführt wurde und wird, wiegt schwer und belastet eine Zusam­menarbeit mit engagierten Nachhaltigkeitsbefürworter*innen.

Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif

Soll eine wirkliche Wende eingeleitet werden, muss allen Verantwort­lichen klar sein, dass kirchlichen Institutionen Nachhaltigkeit nicht als add-on verordnet werden kann. Kirchliche Schulen oder Einrichtungen, die eine Wende hin zur Nachhaltigkeit einleiten wollen, stoßen auf eine Vielzahl von Herausforderungen: Erstens muss die Leitung sowie der Träger voll hinter einer nachhaltigen Umgestaltung stehen, wie Ulrich Müller exemplarisch für Schulleiter*innen herausgearbeitet hat (Mül­ler/​Lude 2019). Zweitens braucht es bei den Mitarbeitenden einen Kreis von Un­terstützer*innen, die dieses Anliegen immer wieder mittragen. Drittens muss ein funktionierendes Mitwelt-Management installiert werden, das auch dann greift, wenn die Leitung oder die engagierten Mitarbei­ter*innen wechseln. Dazu sind vor allem Ressourcen in Form von An­rechnungsstunden für die Erfassung und Erstellung der not­wen­digen Prozesse bereitzustellen. Hier gilt ebenfalls das Nachhaltig­keits­prinzip: Auch wenn die Mitarbeitenden noch so sehr für das Thema Nachhaltig­keit brennen, kommt es auf diesem Gebiet leicht zu einem Ausbrennen, wenn es keine Entlastung bzw. Unterstützung seitens der Leitung gibt. Mit einem kurzen Aufflammen und Strohfeuer in Form einer einzelnen nachhaltigen Aktion ist niemandem geholfen, im Gegenteil: Die Res­sourcen verpuffen und werden nicht effizient eingesetzt.

Die weitreichendste Herausforderung wird in der Konsistenz, dem An­ders-Machen als bei herkömmlichen Entscheidungen, liegen. Nach­hal­tige Ernährung und Versorgung beispielsweise in Schulen oder Bil­dungs­­häusern erfordern Mut und eine Abkehr von bislang erprobten Mustern. So erscheint die Entscheidung, bei Fortbildungen konsequent vegetari­sche und regionale vollwertige Gerichte anzubieten, auf den ersten Blick als Bevormundung, widerspricht es doch jeglichen her­kömm­lichen Erfahrungen. Wird allerdings die Tatsache eingerechnet, dass die Leute, die nicht auf Fleisch verzichten wollen oder können, dieses außerhalb der meist ein- bis zweitägigen Fortbildungen ja durchaus konsumieren können, dann setzt die Institution erstens ein Statement: Bei uns ist es anders! Zweitens erprobt sie damit Authen­tizität, drittens, und das ist das Überraschende, erreicht sie gerade dadurch Akzeptanz. Denn längst ist hinlänglich bekannt, dass die derzeitige Fleischproduk­tion viele ökologische Probleme verursacht (vgl. Umweltbundesamt 2017). Viele Menschen würden sich gerne anders ernähren, es fehlt je­doch oft an Mutigen, die sich trauen, ein verändertes Angebot bereit­zustellen. Wenn eine derartige Ermutigung zum konsistenten Handeln in kirchlichen Institutionen durch diesen Artikel auch nur ansatzweise gelungen ist, dann könnte es durchaus sein, dass dieser Beitrag doch eine echte Verhaltensänderung hin zu einer echten Nachhaltigkeit bewirkt.

Schöpfungslust und der positive Ansatz eines guten Zusammenlebens (buen vivir)

Lange Zeit bestimmte der Vorwurf einer anthropozentrisch-herrschen­den Perspektive die Diskussion von Gen 1. Dabei wurde übersehen, dass nach diesem Text Gott den Menschen die Aufgabe zugedacht hat, „nach unserem Gleichnis“, so die Martin-Buber-Übersetzung, zu handeln. Aufgabe der Menschen ist es demnach, wie Gott etwas Gutes zu kre­ieren, also einen Lebensraum zu schaffen, in dem ein gutes Zusammen­leben für alle möglich ist. Diesen Ansatz verfolgt die lateinamerikanisch geprägte Diskussion unter den Stichworten „sumak kawasay“ bzw. „buen vivir“ schon seit jeher. Nicht individuell gutes Leben im Sinne von Wellness und Wohlbefinden ist damit gemeint, sondern der ganz­heit­liche Ansatz eines guten Lebens in Harmonie für alle. Dieses gute Zusammenleben gilt es im Hier und Heute zu gestalten. Dazu gehört die Gestaltung eines generationen- und geschlechtergerechten Zusammen­lebens genauso wie eine materielle Zufriedenheit sowie eine spirituelle Verwurzelung. Letzteres war lange Zeit genuine Aufgabe der Kirche(n). Ein Anknüpfen an diese Tradition wird nur im Rückgriff auf die Bot­schaft Jesu und das Wahrnehmen und Aufgreifen der Zeichen der Zeit Erfolg bringen. Aufgabe des pastoralen Handelns wird es deshalb in Zukunft sein, neu die Suchbewegung hin zu einem guten Zusammen­leben für alle zu begleiten und vor allem auch selbst zu leben. Genau in diesem Sinne ist Schöpfungslust zu verstehen: Mit Lust Neues zu er­­schaffen, das die bisherigen Lebensbedingungen unserer Welt über­schreitet und negative Auswirkungen hinter sich lässt.