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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Bezeichnung wirft auf den ersten Blick viele Fragen auf: Können wir Kirche wirklich entwickeln? Welchen Stellenwert hat dabei unser Pla­nen und Tun gegenüber der Entwicklung von Mensch und Gesellschaft und wie ist das eingebunden in Gottes Tun, der letztlich glauben schenkt und Kirche schafft und erneuert? Und wie kann „lokal“ ange­sichts der zunehmenden Globalisierung und immer größer werdender Seelsorgebereiche verstanden werden? Immerhin, die meisten Akteure und Beobachter werden angesichts der Lage von Christentum und Kir­che darin übereinstimmen, dass wir uns dezidiert in der Situation eines Umbruchs befinden und das Althergebrachte offensichtlich so nicht mehr weitergeht. Lokale Kirchen­entwicklung scheint sich derzeit als eine Chiffre unterschiedlicher Versuche zu zeigen, Kirche neu und ver­ändert wahrzunehmen. Im Bistum Hildesheim – mit Schubkraft durch ein Hirtenschreiben von Bischof Norbert Trelle im Jahr 2012 versehen – wohl am weitesten reflektiert und experimentiert, führt „Lokale Kir­chenentwicklung“ in eine Hermeneutik, die einerseits Ernst damit macht, dass Gott seine Kirche weiterführt und ihr den Weg zeigt. Ande­rerseits tragen die konkreten Herausforderungen durch Menschen, Orte und Situationen dazu bei, dass das Evangelium von Gottes befreiender Präsenz von dorther neue Kraft und kontextuelle Gestalt gewinnt. Da­mit wird „Lokale Kirchenentwicklung“ zu einer Suchbewegung, wie dem Wirken Gottes – und dort entsteht und entwickelt sich Kirche – Raum gegeben werden kann. Wir haben unterschiedliche Personen gebeten, auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen den grundlegenden (Werkstatt-)Text von Christian Hennecke gegenzulesen und zu kom­mentieren. Daraus ist ein vielseitiges und spannendes Portrait entstan­den. In oftmals ungewohnten Formaten gewinnt die Sendung von Christinnen und Christen Gestalt und fordert dazu heraus, das Evange­lium mit anderen lernend neu zu buchstabieren. Bei der diesjährigen Erfurter Bistumswallfahrt warb der emeritierte Bischof Joachim Wanke für die neuen Schläuche, sprich: die neuen Verhaltensweisen, nach denen der Umgang mit dem neuen Wein des Evangeliums verlangt (vgl. Lk 5,38f). „Auch für unseren Glaubensweg braucht es Beweglichkeit. Stillstand und Abwarten-wollen wären in diesem Falle Rückschritt, wäre Verweigerung dessen, was Gott mit uns vorhat,“ so der Alt-Bi­schof. Lokale Kirchenentwicklung ist die gemeinsame Suche nach einer Gestalt oder besser: nach Gestalten von Kirche, wie Gott sie vorhat, um sein Werk der Liebe in der Gegenwart zu unterstützen und darauf zu verweisen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und ermutige Sie zu eigenen Suchbewegungen.

Ihr